17.11.2025

Zwei Tage unterwegs in der LEADER-Region Saale-Holzland

Regionalentwicklung im Wandel – Projekte, Menschen und Prozesse im Fokus

Zwei Tage, zahlreiche Gespräche und viele Beobachtungen prägten die diesjährige Exkursion der Regionalen Aktionsgruppe Saale-Holzland e.V. in die eigene LEADER-Region Saale-Holzland. Der Schwerpunkt lag darauf, die Umsetzung der geförderten Projekte kennenzulernen – nicht als abgeschlossene Vorhaben, sondern als Bestandteile stetiger Entwicklungsprozesse.

Der Auftakt für die zweitägige Exkursion bildete der Biohof Gönnamühle. An der Gönnamühle wird deutlich, wie eng Landwirtschaft, Naturschutz und regionale Wertschöpfung verknüpft sein können. In einem gemeinsamen Beweidungsprojekt mit der NATURA2000-Station „Mittlere Saale“ werden Steilhänge, die sonst kaum zu bewirtschaften wären, durch Ziegen offengehalten. Den Ziegenkäse gibt’s einige Zeit später im eigenen Hofladen. Unweit entfernt steht das Projekt „Insektenfreundliches Gönnatal“ für langfristiges Engagement. Der jährlich erscheinende Kalender zu heimischen Insekten dokumentiert, dass der Gedanke des Insektenschutzes in der Gemeinde Lehesten nicht mit der Projektlaufzeit endet, sondern im alltäglichen Handeln der Beteiligten fortlebt.

Wenig später öffnete ein saniertes Feuerwehrgerätehaus in Kunitz die Türen: Das Ferienhaus „Feuer und Flamme“ als Kombination aus Ferienunterkunft und Kulturort wurde mit lokalen Handwerksbetrieben umgesetzt. „Genauso viel Kraft, wie im Ausbau eines alten Gebäudes steckt, steckt darin, es mit Leben zu füllen“, fasst Regionalmanagerin Ina John zusammen. Der Satz beschreibt gut, worum es in vielen der geförderten Projekte geht: mit Ausdauer Ideen zum Leben erwecken.  

Am Nachmittag stand in Hainspitz wieder die Verbindung von Regionalentwicklung und Naturschutz im Fokus: Die den Hainspitzer See umgebenden Wiesen sind Lebensraum für geschützte Arten wie den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Im Hainspitzer Park dient der Eremit – eine vom Aussterben bedrohte Käferart – als Schirmart für den Erhalt alter Baumbestände. Bürgermeister Jörg Lehmann verdeutlichte gemeinsam mit der NATURA2000-Station „Mittlere Saale“, dass Regionalentwicklung hier geschickt touristische Attraktivität mit ökologischer Stabilität verbindet.

Den Abschluss des ersten Tages bildete die Ölmühle Thalbürgel. Das Ziel für die Ölmühle ist es, ein Domizil für Sportlerinnen und Sportler, Vereine sowie Schulklassen zu schaffen, die das weitläufige Gelände und die tolle Umgebung für sportliche Aktivitäten nutzen können. Mit Unterstützung von LEADER-Mitteln konnte eines der Gebäude für Übernachtungen und Aufenthalt ausgebaut werden. Projektträger Dirk Lange brachte es auf den Punkt: „Die RAG und ihre Arbeit ist die Schnittstelle zwischen Verwaltungsebenen, Institutionen und dem ländlichen Raum.“

Tag zwei startete in Bad Klosterlausnitz, wo die neue Fahrradstation mit Regiomat in unmittelbarer Nähe zum Kurmittelhaus vorgestellt wurde. Fahrräder ausleihen, E-Bikes laden und sich nach der Tour mit regionalen Snacks versorgen ist alles unter einem Dach möglich. Anschließend wurde in der Klosterkirche das Projekt „Ein Örtchen für uns“ vorgestellt – eine schlichte, aber wirkungsvolle Maßnahme, um die Konzertkirche stärker für Besuchende zu öffnen.

Weiter ging’s nach Kahla, wo an der Saale ein Multifunktionsareal entsteht: Anlegestelle für Boote mit Sitzbereich, öffentliche Toiletten und eine autarke Ladestation für Fahrräder mit Schließfächern für Handy und weitere Wertsachen. Der Bereich soll als Verbindungspunkt zwischen Saale, Saaleradweg und dem Stadtzentrum fungieren. Das multifunktionale Areal in Kahla brachte auch ein weiteres zentrales Thema auf: Anschlussförderung und Pflege. Neue Angebote wie Boots- und Rastplätze erfordern langfristige Verantwortung – eine Herausforderung, die viele Kommunen teilen.

In Bucha wurden die Aktivitäten der Agrargenossenschaften „Bucha“ und „Gebirge“ vorgestellt, die sich stark für eine zukunftsfeste Landwirtschaft engagieren. Gleichzeitig konnten die neuen Sitzgelegenheiten der Gemeinde Bucha im Landgasthof Schorba getestet werden, die im Rahmen des Regionalbudget-Projekts „2gether – gemeinsam an einem Tisch“ angeschafft werden konnten. Den inhaltlichen und kulinarischen Abschluss der Exkursion bildeten in Bucha der Mehrgenerationen-Spielplatz „NEW – Nachhaltige ErlebnisWelt“ und das benachbarte Backhaus des Buchaer Landbackvereins. Hier treffen sich dank Förderung regelmäßig die Anwohnenden der Gemeinde, Kindergruppen und Engagierte zu gemeinsamen Aktionen.   

Die Einschätzung der 20 Exkursionsteilnehmenden bezüglich der Umsetzung und Wirkung der Projekte in der Region war durchweg positiv. Die beiden Exkursionstage verdeutlichten, dass Regionalentwicklung kein abgeschlossener Prozess ist. Sie lebt davon, dass Menschen Verantwortung übernehmen, Wissen teilen und Projekte miteinander verknüpfen.

In der LEADER-Region Saale-Holzland wurden seit 2023 bislang 35 LEADER-Projekte mit über 1,37 Mio. € über die RAG gefördert. Dazu kommen 55 Regionalbudget-Projekte mit einer Förderung von insgesamt 400.000 €.

Backhaus in Bucha

Kirche Bad Klosterlausnitz

Kirche Bad Klosterlausnitz

Ferienhaus "Feuer und Flamme"

Fahrradstation Bad Klosterlausnitz

Außengelände Ölmühle Thalbürgel